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GIN IST NICHT GLEICH GIN

Seitdem Cocktails auf der ganzen Welt auf dem Vormarsch sind, hat sich auch Gin zur regelrechten Trend-Spirituose entwickelt.Gin

Kannte der gewöhnliche Bar-Besucher ihn bislang nur in der wenig spektakulären Mischung Gin-Tonic, so erfreut sich der Wacholderbrand heute weltweit immer mehr Liebhaber. Dies liegt nicht zuletzt an der Vielzahl an Aromen, die den neuen, modernen Gin-Varianten beigesetzt werden. Gin ist längst nicht mehr einfach nur Gin, sondern kann je nach Geschmack fruchtig bis herb, süss bis trocken sein und eine regelrechte Geschmacksexplosion im Mund bewirken.

Doch so mancher Gourmet ist bei der Auswahl überfordert. Was bedeuten die vielen Bezeichnungen, die im Umlauf sind? Was unterscheidet einen London Dry Gin von einem Plymouth Gin, was den Old Tom Gin vom New Western Dry Gin?

Ein kurzer Überblick über die einzelnen Sorten gibt Aufschluss.

12 shades of Gin - die 12 Sorten

Es gibt genau 12 Sorten Gin, die sich klar voneinander unterscheiden.

Zunächst müssen offizielle und inoffizielle Bezeichnungen differenziert werden. Nur sieben der zwölf Gin Sorten gelten als offizielle Bezeichnungen.

Des Weiteren gibt es innerhalb der verschiedenen Sorten zwei Gruppen: Jene, deren Bezeichnung sich auf die jeweilige Region beziehen, und jene, die ihren Namen unabhängig von einer Ortschaft erhielten.

Die Sorten im Überblick:

Der Distilled Gin basiert nicht nur auf destilliertem Alkohol – das tun nämlich alle Gin-Sorten –, sondern verdankt seine Bezeichnung der abschliessenden Destillierung mit Botanicals. Dies bedeutet, dem Getreidealkohol werden nach der ersten Destillation Botanicals zur Aromatisierung zugefügt, bevor der Gin ein weiteres Mal destilliert wird. Nach der abschliessenden Destillation wird der Gin nicht mehr verändert.

Distilled Gin weist meist einen merkbaren Wacholdergeschmack auf. Der Mindestalkohol liegt bei 37,5 %Vol. Die Bezeichnung wird offiziell in der EU-Spirituosenverordnung geführt.

Dem gegenüber steht der Compound Gin. Dieser erhält seine Aromatisierung nach der Destillation. Dies ist eine inoffizielle Variante, die sich unter Kennern jedoch keiner so grossen Beliebtheit erfreut. Vielmehr gilt sie als „gepanschte“ Gin-Sorte von meist minderer Qualität.

Der Dry Gin ist eine eigene offizielle Sorte, aber als Untergruppe unter den Distilled Gins anzusehen. Auch hier wird nach der letzten Destillation nichts mehr am Aroma des Brands verändert. Die Besonderheit des Dry Gins besteht in der nur sehr geringen Menge an Zucker. Diese beträgt lediglich 0,1 Gramm auf 1 Liter Alkohol.

Ebenfalls zu den Dry Gins und damit zu den Distilled Gins gehört der New Western Dry Gin. Der Begriff „New“ ist hier bereits Programm. Es handelt sich hierbei um eine sehr moderne Variante, bei der die ersten Hersteller begannen, mit verschiedenen Botanicals aromatisch zu spielen. Mit der Entdeckung des New Western Dry Gins verabschiedete man sich von der festen Vorstellung, ein Gin müsse nur nach Wacholder schmecken. Es handelt sich hierbei um eine inoffizielle Sorte mit einer überraschenden aromatischen Vielfalt.

Wer es weniger Dry, also trocken mag, dafür aber lieblicher und bekömmlicher, kann zu dem historischen Topfen Old Tom Gin greifen. Dieser gilt quasi als Gegenpart zum Dry Gin und besitzt eine grössere Portion Zucker. Hierbei handelt es sich um eine inoffizielle Variante.

Ebenso verhält es sich mit dem Cream Gin bzw. Cream of the Valley. Bei dieser inoffiziellen Variante ist der Name Programm. Dem Gin wird hierbei Sahne zugesetzt, was insgesamt für einen cremigen, weichen Likörcharakter sorgt.

Sloe Gin ist zwar gemäss der EU-Spirituosenverordnung eine offizielle Sorte, doch sie muss kurioserweise nicht zwangsläufig Gin enthalten. Sloe Gin ist vielmehr Schlehenlikör, der traditionsgemäss auf Basis von Gin hergestellt wird. Doch hierbei handelt es sich tatsächlich nur um eine traditionelle Herstellungsart, faktisch dürfte offizieller Sloe Gin auch auf Basis einer anderen Spirituose hergestellt werden.

Der Reserve Gin wird nach der Destillation im Holzfass gelagert, wodurch er ein besonderes Aroma und eine dunklere Färbung erhält. Allerdings ist dies eine kleine Wissenschaft für sich und bedarf der Geduld des Herstellers. Nur die richtige Lagerungszeit sorgt für einen ausgewogenen, runden Geschmack.
 
Vier Sorten verdanken ihren Namen einer Ortschaft. Der London Gin ist eine Variante des Dry Gin. Für diese offizielle Sorte gilt die strenge Auflage, dass höchstens 5 g Methanol in einem halben Liter reinen Alkohol enthalten sein darf. Der maximale Alkoholgehalt beträgt 70 %. Allerdings darf der London Gin überall destilliert werden, er ist geografisch nicht an die gleichnamige Stadt gebunden.

Anders verhält es sich mit den übrigen drei Sorten Gin de Mahón, Plymouth Gin und Vilnius Gin. Hierbei handelt es sich um Gins mit geschützter Herkunftsbezeichnung und dürfen nur dort produziert werden.

Wer die Welt des Wacholderbrands für sich entdecken möchte, sollte sich Zeit nehmen und jede der zwölf Sorten in Ruhe testen.